The Residents — Duck Stab / Buster & Glen (1978)

Genre: Experimental
Datum: 9. Januar 2023

Munk

Okay, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht ist das auch das Ziel des Ganzen? Ich weiß es nicht.

Es war mir nicht möglich, die Platte nebenbei zu hören. Weder im Auto, noch bei der Arbeit – ich hab also tatsächlich da gesessen und es einfach gehört – diesen akustischen Cronenberg-Film, diese “Avantgarde”-Kompositionen, wie sich das “Genre” wohl schimpft.

Ich kann gar nicht so wenig Meinung dazu haben, wie ich gerne möchte. Ja, Kunst, Musik, Manipulationen, Masken, Anonymität – in Summe sicher ein Mix, der diese dämonische Höllenkapelle irgendwie funktionieren lässt. Und ich sehe sie schon vor mir, die “Fans”, die sich das tatsächlich reinziehen und verstehen, ja als einzige wirklich fühlen und wissen, was da passiert und seit 1977 auf 200 Konzerten waren. Und die Redakteure, die sagen “Ey klar, die müssen auf jeden Fall in die Top-Alben-Liste, weil Kunst und weird und guck dir die lustigen Masken an.” I don’t buy it.

Es gab sie, die wenigen Momente, in denen ich manchmal dachte “das war ganz cool”. Es klang manchmal ein bisschen nice nach Primus’ Claypool und manchmal wie die beschissenen Sachen der Drogen-Beatles. Z. B. “Blue Rosebuds” hat eine bedrohliche Faszination. Aber meistens waren es laute Geräusche, Ross von Friends am Keyboard, sloppy, anstrengend. Es hat mich etwas Überwindung gekostet den ersten Song nach einem Durchlauf wieder anzuklicken und ich habe dann auch schnell aufgehört. Meinetwegen kann und darf und soll sowas ruhig existieren und vielleicht hatte es auch den einen oder anderen Impact auf den einen oder anderen Musiker …, aber es wirkt eher wie ein akustisches Kunstprojekt ohne legitimen Anspruch auf popkulturelle oder instrumental-handwerkliche Würdigung.

1,5 Punkte.


Mario

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Mir wurde von einem Album selten schlecht, aber das Ding hat’s geschafft. Dazu erst mal Glückwunsch.

Das liegt einerseits am Mix, denn Kopfhörer waren 1978 wohl noch nicht serienmäßig verfügbar. Anders kann ich mir das Panning nicht erklären – Bass und Schlagzeug sind irgendwo im Stereofeld vergessen worden, was meinen Gleichgewichtssinn dezent beischläft. Das Resultat: Seekrankheit vor dem Rechner. Auch eine Innovation. Gut, auch die Beatles haben die Balance zum Teil ordentlich verkaspert, ein guter Stereo-Mix kann also kein Alleinstellungsmerkmal für Qualität sein.

Aber dann gibt’s da auch noch die Musik. Ich befürchte, das ist schon wieder Kunst.

Mir fehlt da scheinbar ein Enzym, aber es gibt eine bestimmte Art von Experiment, die ich unerträglich finde. “Duck Stab / Buster & Glen” gehört zweifelsfrei dazu. Ich frage mich ernsthaft, was Menschen dazu bewegt, mit einem Glas Spät- oder Früh- oder Wasweißichwasfüreinfuckingburgunder vor der Stereoanlage zu sitzen und zu denken “Das ist nu was ganz Feines!” (also, die Musik, nicht der Wein). Das fällt in die gleiche Kategorie als jemand, der auf eine Leinwand kotzt und intellektuelle Profi-Kinnstreichler das zur Hochkultur emporfluffen.

Das muss doch an mir liegen!? Wie sonst ist zu erklären, dass sowas … (a) eine durchschnittliche Bewertung von 3,72/5 bei Rate Your Music hat und es (b) überhaupt auf diese Liste geschafft hat? Irgendetwas fehlt mir doch da im Oberstübchen. Vor allem – und jetzt schnallt euch an – weil es als zugänglichstes Album ihres gesamten riesigen Kataloges gilt. Es geht schlimmer!?

Oft denke ich mir: Gut, das ist nicht meins, aber ich sehe den Reiz. Es ist nur nicht für mich. Hier nicht. Hier bin ich komplett planlos, was irgendjemand daran gut finden kann. Das ist für mich das Gegenteil von dem, was Musik für mich ausmacht und leisten soll.

Und das macht was mit mir. Denn ich hab’ gerade übel Lust, zu einer Generalkritik gegen dieses gesamte arrogante und verkopfte Musik-Hipstertum anzustimmen, das uns musikalischen Sondermüll wie diesen als Hochkultur verkauft und zu meiner Kritik wahrscheinlich süffisant anmerkt “Haste nur nicht verstanden. 😉”

Vielleicht ist aber genau das die Leistung: Musik als Kunstform komplett dekonstruieren. Allein die Ästhetik der Band und das Mysterium um die Identität der Bandmitglieder, ihre bewusst audiovisuelle Inszenierung – vielleicht ist es auch einfach ein post-musikalisches Multimedium. Vielleicht bekomme ich’s dadurch im Kopf irgendwie erklärt.

Sei’s drum: Was bleibt, ist ein Album, das ich nie wieder hören möchte.

Weil die Herren aber offensichtlich ihre Instrumente beherrschen und weil es zwischendurch den ein oder anderen Lichtblick gibt (2. Hälfte von “The Electrocutioner”), gibt es 1 wohlwollenden Punkt.

Mario
1
Munk
1.5
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