Q-Tip — The Renaissance (2008)

Genre: Hip-Hop
Datum: 22. Januar 2023

Munk

Handwerklich extrem sauber gemixter Hip-Hop, oldschoolige Samples & Instrumentals, Scratches, Big-Band-Sounds, abwechslungsreiche Beats. Klingt eigentlich erstmal nach dem, was sich jeder wünscht, dem die zeitgenössischen Mutationen des Hip-Hop 2023 a. d. ein residentsches “Constantinople” im Magen auslösen …

Doch ich weiß nicht, ob es nur Q-Tips furchtbare Stimme ist, sein monotoner, zugegeben sauberer Flow, ja, diese angeödete Schnoddrigkeit, die es mir am Ende echt völlig egal werden lässt. Am ehesten fällt mir das dadurch auf, dass mir die Feature-Titel auf dem Album mit am besten gefallen, Norah Jones, Raphael Saadiq und Co. retten hier durchaus den Score vor einem gähnenden, leicht genervten Snorefest. “WeFight/WeLove” und “Gettin’ Up” gefallen mir ganz gut, ersteres erinnert mich teilweise an alte Jackson-Zeiten. Joa. Das war es auch schon mit meinem Bock, hier was dazu aufs Papier zu bringen 😄

Aber vielleicht lag es auch an 2008? Die Ära der mittelmäßigen “Lil XYZ” Artists, Autotune on the Rise, Mumble und Trip werfen ihre grausamen Schatten lang und nur wenige Monolithen wie Ice Cube leuchten den Weg durch das Jahr. Verstehe daher den Gedanken an “The Renaissance” als Gegenentwurf und Erneuerung des alten Sounds bla bla. Aber ich kann es wahrlich nicht konkret festpinnen, wieso mir dieses scheinbar hochgelobte und Grammy-nominierte Album einfach durchgeht.

Ich gebe hier 3,5 Punkte für ein glattes Hip-Hop-Album, schöne Samples und gute Feature Artists.


Mario

Disclaimer: Als metalsozialisierter Kuttenträger bin ich unbedarft, was Hip-Hop anbelangt, teile aber die Aversion vieler anderer Metaller nicht. Insbesondere wenn es eher klassischerer Hip-Hop ist, schmeckt mir das oft, aber ich habe außer ein paar Spins der Bare Essentials wenig Erfahrung.

Q-Tip, seinerseits Alumnus der legendären Hip-Hop-Truppe A Tribe Called Quest (werden uns auch noch mal begegnen), steht wohl seit den Neunzigern für eher intelligenten, künstlerischen Hip-Hop. Und das bestätigt sich für mich nach Anhören der Platte: Die Lyrics sind auf jeden Fall schon mal besser als 95 % seiner kontemporären Zeitgenossen.

Über das Handwerk kann ich nicht viel sagen, ich finde, er flowt (?!?) ganz gut, auch wenn seine Stimmfarbe am Anfang ein wenig knödelig klingt, gewöhnt man sich schnell daran.

Die Beats klingen für mich zumindest angenehm versynthesizert retro, teils oldschool funky – akustisch überfordert man uns hier nicht, mit einer Ausnahme: “Move” wäre ein echt guter Song, weil er einfach eine infektiöse Dynamik hat – aber das verwendete Sample klingt teilweise wie jemand mit Lebensmittelvergiftung.

Positiv hervorheben möchte ich hier “Gettin’ Up”, “WeFight/WeLove” und “Shaka”, wie er bei Letzterem da dissonant durch die Skalen hüpft, das ist ja fast schon unanständig jazzig.

Der Klargesang – ob weiblich oder männlich – ist leider einfach schwachbrüstig. Daran kann auch der Cameo von Norah Jones nichts ändern, hier hätte ich mir etwas mit ein wenig mehr Inbrunst erwartet. Ich finde aber auch nicht, dass jede Hip-Hop-Platte Gesang braucht.

Bei jedem Anhören wandert das Album in meiner Gunst nach oben. Ich seh’ mich das Ding definitiv öfter hören als viele andere der Challenge. Daher gute 6 mit Potenzial für mehr.

Mario
6
Munk
3.5
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