AC/DC — Highway to Hell (1979)
Genre: | Rock → Hard Rock |
Datum: | 21. März 2023 |
Munk
AC/DC und ich, das war immer eine On-off-Beziehung. Der absolut einmalige, legendäre, ja, sogar konstituierende Sound, das deutliche und andauernde “Ja!” zu Gitarre und Rock-’n’-Roll-Rhythmen vs. meiner Liebe zu komplexeren, extremeren oder auch vielschichtigeren Künstlern. AC/DC war immer mit dabei und nie fehl am Platz, “Highway to Hell” als prototypisches Album für das, was diese Band heute ausmacht: Das Album ist ein Hard-Rock-Monolith aus Zeitlosigkeit und Authentizität, der auch nach der Vollvermarktung der Band in den letzten 20 Jahren noch ohne Geschmäckle durch die Gehörgänge perlt.
Über den Titelsong muss ich nicht viele Worte verlieren, der Song ist, was Kulturerbe angeht, auf Kölner-Dom-Level und macht auch, trotz steigender Party- und Après-Ski-Inflation über die letzten Jahrzehnte, immer noch Spaß. “Girls Got Rhythm” und “Walk Over You” sind zwei stabile Nummern, die die Marschrichtung der Band unterstreichen und wie die reiferen Kinder vom 76er-Album “Powerage” klingen. Mit “Touch Too Much” oder auch “Shot Down in Flames” verbinde ich eine Menge Erinnerungen an jüngere Tage, die beiden Songs lösten sogar eine kleine Zeitreise durch meine eigene Vita aus. Gerade Songs wie “Shot Down in Flames” zeigen jedoch auch, wie oft sich AC/DC in den Jahren danach selbst kopiert haben – Phil Rudd und Malcolm Young hatten nicht wirklich das abwechslungsreichste Leben als Musiker. Das muss auch nicht so sein, aber es gibt Bands, die sich treu bleiben, Bands, die sich weiter entwickeln und Bands, die irgendwie beides schaffen und damit dann auch noch erfolgreich sind. AC/DC gehören deutlich zu Ersteren und ihr andauernder Erfolg gibt ihnen hier recht.
Das soll auch freilich nicht bedeuten, dass ein dichter Stil nicht trotzdem durchgehend begeistern kann! Gerade was Angus Young hier abreißt und was Bon Scotts grandiose Leistungen angeht, da gibt es hier absolut nix zu meckern. Spätestens mit “If You Want Blood (You’ve Got It)” frage ich mich dann auch, wie AC/DC auch anders klingen sollten, das wäre einfach nicht richtig, oder?
Von daher gebe ich für diesen markigen Durchbruch von so mancher Schallmauer wohlverdiente 8,5 Punkte, an die auch ausschließlich die älteren, raueren Brüder “Powerage” oder “High Voltage” für mich noch ran kommen würden.
Mario
Die Achtziger klopfen bereits an, die japanische Digitalsynthese beginnt ihren Siegeszug durch die Rockmusik und der Glam Rock beginnt seine Stadien füllende Transformation in den Hair Metal – all das lässt AC/DC auch bei ihrem sechsten Album völlig kalt. Das Zitat, das Lead-Gitarristen und Band-Maskottchen Angus Young zugeschrieben wird (dessen Authentizität ich aber nicht validieren konnte), trifft den Nagel auf den Kopf:
“I’m sick to death of people saying we’ve made eleven albums that sounds exactly the same. In fact, we’ve made twelve albums that sound exactly the same.”
Steht AC/DC drauf, ist AC/DC drin. Bereits der mausetot gespielte Opener und Titeltrack markiert, wohin die Reise geht: “Highway to Hell” beginnt mit dem ikonenhaften und in seiner entwaffnenden Stupidität genialen Anfangsriff, das neben “Smoke on the Water” und “Nothing Else Matters” zu den Top-3-Todesursachen aller Gitarrenlehrer gehört. Auch wenn Otto den Song mit seinem “Aufm Heimweg wird’s hell” sogar noch ein wenig mehr ruiniert hat.
So, wie die Platte anfängt, geht’s auch weiter: Wechselstrom/Gleichstrom geben uns hier in 42 Minuten die Antwort darauf, was passiert, wenn man Rock auf seine Essenz reduziert. Rock-Konzentrat quasi!
Man könnte das Album lang und breit in seine Nuancen zerpflücken, monieren, dass es zwischen Uptempo-Songs wie “Beating Around the Bush” und dem eher getragenen “Night Prowler” doch Unterschiede gibt. Oder das für mich herausragende “Touch Too Much” weiter sezieren. Das sind aber Spitzfindigkeiten. Wenn man in zehn Songs nicht einmal den Kanal des Verstärkers ändert und jedes Stück mit demselben Barebones-Blues-Hard-Rock-Riffgewitter1 in Reihe geschaltet ist, werden Menschen mit Anspruch nach Abwechslung bei der Band eh nicht fündig.
Selbst der Alkoholtod ihres Sängers Bon Scott, der nur sieben Monate nach Release dieser Platte folgte, konnte die Band nicht aufhalten – doch mehr dazu bei der “Back in Black”.
Ich kann das nur bewundern, für das ganz obere Regal fehlt mir aber doch der beuthnersche Götterfunken. Wobei: Es ist eigentlich müßig, dieses Album zu bewerten. Denn ob ich hier null oder zehn Punkte hinschreibe, macht ohnehin keinen Unterschied (gut, auch sonst nicht). AC/DC folgen seit genau fünfzig Jahren (herzlichen Glückwunsch!) kompromisslos ihrer Linie. Sie würden das, würden die altersbedingten Gebrechen sie nicht langsam einholen, auch genau so noch fünfzig Jahre weitermachen.
Die “Highway to Hell” ist AC/DC in Bestform und dafür gibt’s elektrisierende 8 Punkte.
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Wenn ich noch einmal das Wort ‘bluesgeschwängert’ schreibe, kotze ich mir selbst ins Dekolleté. ↩︎